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Falstaff

Falstaff

24.04.2019

Liebe ist…

-Wenn du unerwartet in eine Familie aufgenommen wirst

Eines Tages warst du in unseren Garten gekommen. Du sasst da und schautest sehr cool obwohl Alissa und Gentle um dich herum standen und dich mit Erstaunen anschauten – schliesslich befandest du dich in diesem Moment im Zentrum ihres Reviers. Du warst sehr ruhig und hattest das Pokerface sodass die beiden es nicht wagten dir zu nahe zu kommen. Die eine Pfote hieltest du vor dir hin und man sah, dass diese angeschwollen war. Du schautest zu uns als wolltest du sagen: „da bin ich nun, ich bin müde und brauche eure Hilfe“. Viele Fragen gingen uns durch den Kopf doch wir wussten – du konntest uns keine dieser Fragen beantworten. So kamst du in unsere Familie.

- Wenn deine Familie an dich glaubt, auch dann, wann die Tierärzte dir ein Todesurteil erteilen und nichts mehr für dein Leben tun wollen

Es dauerte bis die genaue Diagnose gestellt wurde. In dieser Zeit waren wir voller guter Hoffnung, immer wieder sagten wir dir, dass nun, wo wir zusammen sind, alles nur gut werden kann. Als klar wurde, dass die Wucherung nicht besser wurde, bekamst du eine Überweisung für die Computer Tomographie. An nur einem Tag mehrere schlimme Nachrichten: du hattest Krebs, es gab bereits Metastasen in deiner Lunge und aus diesem Grund wollte kein Tierarzt mehr etwas für dich tun – weder die Pfote operieren noch eine Krebstherapie empfehlen. Sie haben mit dir und deinem Leben abgeschlossen.
Es waren „nur“ Ärzte, sie kannten dich nicht, sie verstanden nicht – du selber hattest nicht vor, da zu liegen und auf den Tod zu warten. Du wolltest leben jeden Tag, mal mehr mal weniger fit, aber du wolltest leben solange dein Körper und dein Geist dir dies zusprachen. So wurde dein Wille zu unserem Glauben.

- Dich zu pflegen, auf dich zu hören, bei dir zu sein, mit dir zu kämpfen, mit dir lachen und weinen

Als die Wucherung fast so gross wie ein Tennisball wurde, warst du nahe daran dich aufzugeben. Zuerst unsicher, dann mit einer immer grösser werdenden Überzeugung kamen wir zum Schluss, dass es ja „nur“ die Wucherung war, die dich betrübte. Wir wollten schauen, dass sie wegkommt damit du dein Leben, welches du so liebtest, weiter leben konntest. Es fand sich eine Tierärztin, welche bereit war, deine Pfote zu operieren=amputieren, diese Tierärztin hatte uns auch eine Krebstherapie für dich vorgeschlagen. Mit dieser klappte es auch sehr lange gut.
Eines Tages merkten wir, dass dich etwas plagt. Wir dachten es wären die Zähne doch ein Bluttest brachte eine bittere Erkenntnis ans Licht – du hattest CNI – eine Krankheit, welche die meisten Leben der Hauskatzen auf der ganzen Welt und auch bei uns wegnimmt.
Wir haben dich gepflegt, wir waren bei dir für jede Fütterung, welche noch so klein ausfiel; manchmal mit List, manchmal mit Hilfe einer Überraschung gelang es uns, dass du noch ein wenig Futter zu dir genommen hattest. Wir freuten uns über jeden sonnigen Tag, welchen du draussen genossen hattest. Leider wolltest du die Infusionstherapie nicht mitmachen – nach mehreren Versuchen mussten wir diese deine Entscheidung akzeptieren. Wir wussten, dass deine Zeit bald kommen würde.

- In deiner letzten Stunde bei dir zu sein, dich zu halten, sich um deinen toten Körper zu kümmern

Dein Körper vergiftete immer mehr, du hattest keinen Appetit mehr, warst bereits sehr mager und deine Kräfte schwächelten von Tag zu Tag. Du hast die Tage nicht mehr wirklich genossen, du kehrtest immer mehr in dich zurück…
Die Tierärztin kam zu uns. Wir waren bei dir und haben dich gehalten bis dein Herz aufhörte zu schlagen, alles ging sehr schnell. Wir liessen dich eine zeitlang auf deinem Lieblingsplatz draussen liegen bevor wir dich in die Kühltruhe legten. Du wirst kremiert und kommst dann bald wieder nach Hause.

- Dich über deinen Tod hinaus im Herzen tragen

Der Tod hat dich uns genommen doch die Liebe zu dir wird bestehen solange wir leben. Das Regenbogen-Gedicht verspricht dir Gesundheit und Freude und uns das Wiedersehen. Mach’s gut dort, im Regenbogenland – eines Tages sehen uns wieder, unser geliebter Sir Falstaff!

30.11.2018

Falstaff haben wir im Frühjahr buchstäblich aus dem Garten gefischt, als er eines Tages dort aufgetaucht ist. Der hübsche Kater war praktisch von Anfang an zutraulich, sozial mit anderen Katzen und sehr verfressen – was ihm auch den Namen Falstaff (eigentlich Sir John Falstaff) eintrug. Wir haben entschieden ihn bei uns aufzunehmen, da er weder Chip noch Tattoo besass und ausserdem sehr verwahrlost war. Sein schönes, langes Fell war ganz zerzaust. Aber das schlimmste war die grosse Wunde an einer der Vorderpfoten. Wir können uns gut vorstellen, dass er einmal jemandem gehört hat, sicherlich ist er sich an Menschen gewöhnt, ist er doch sehr schnell bei uns aufgetaut. Auf jeden Fall war klar, dass wir mit ihm sofort zum Tierarzt mussten, nicht zuletzt wegen seiner schlimmen Pfote.

Es stellte sich heraus, dass Falstaff nicht kastriert war, was uns doch ein wenig überraschte. Die Pfote war ganz schlimm angeschwollen und die Tierärztinnen waren sich nicht sicher, ob es „nur“ eine Verletzung oder gar ein Tumor sei. Es vergingen mehrere Tage/Wochen der Pflege und Ungewissheit. Falstaff bekam einen grossen Verband, welchen er immer mal wieder abstreifte – doch die Wunde wollte nicht wirklich abheilen. Ausserdem schien die Wucherung zu wachsen. Nachdem der erste Test betreffend Tumor negativ, aber nicht ganz zuverlässig ausfiel, mussten wir nun doch noch einmal in diese Richtung forschen. Und leider erwies sich die zweite Untersuchung, eine Computertomographie, diesbezüglich als schlimmer Befund: nicht nur handelte es sich offensichtlich bei dem Geschwür um einen Tumor, es stellte sich heraus, dass Falstaff bereits Ableger in der Lunge hatte.

Dies war für uns alle ein grosser Schock. Falstaff ist uns in der kurzen Zeit schon sehr ans Herz gewachsen. Der behandelnde Tierarzt konnte uns keine Angaben machen, wie lange Falstaff noch leben würde. Auf jeden Fall war für uns klar, dass wir ihm noch ein möglichst schönes Leben in Liebe und Geborgenheit schenken möchten.

Es vergingen rund 5 Monate. Die Wucherung an Falstaffs Pfote wurde immer grösser und wurde fast so gross wie ein Tennisball (!) – es gab immer mehr Wunden, die bluteten und Falstaff nahm immer schlechter am Leben teil – er war nahe daran, sich/sein Leben aufzugeben. Wir mussten entscheiden – Falstaff von seinem Leiden zu erlösen oder die Pfote entfernen zu lassen. Wir haben uns für die OP entschieden. Die OP Ende August verlief erstaunlich gut und Falstaff scheint wieder viel entspannter. Ausserdem hat er sich gut arrangiert mit der fehlenden Pfote. Für uns ist es überhaupt ein kleines Wunder, dass Falstaff noch immer unter uns ist. Wir behandeln ihn regelmässig mit einem speziellen Präparat, welches das Fortschreiten des Krebses hemmen soll. Und vor allem – wir geniessen jeden Tag mit unserem geliebten Sir John Falstaff!